Wer in Hannover lebt, dem begegnet, zumindest meiner Erfahrung nach, oft Unverständnis. Die Landeshauptstadt ist vielen wohl bekannt, denn sie ist ein zentraler Umsteigebahnhof zwischen Süd und Nord sowie Ost und West. Jedoch nutzt sie nicht die Chance, ihre Besucher während ihres Aufenthalts zu verzaubern. Sie ist so viel mehr als Lüttje-Lage, Schützenfest und EXPO. In meiner Zeit zwischen 2011 und 2018 hat sie mich allerdings verzaubert. Diesen Zauber möchte ich gerne in dieser Blog-Serie teilen.
Jeder Hannoveraner hat so seine Lieblingsecken. Zurecht, denn es mangelt der Landeshauptstadt definitiv nicht an schönen Plätzen. Die Eilenriede, Ricklinger Teiche, Limmer, Leineufer, Herrenhäuser Gärten, Lister Meile.. nicht Steintor. Steintor ist gar nicht schön.
Mein persönlicher Favorit ist allerdings der Maschpark zu Füßen des neuen Rathauses. Hiermit willkommen zum zweiten Teil der HANNOvERLIEBT Blog-Serie!
Thema heute: der Maschpark
Immer mehr Menschen zieht es in die Stadt, das wurde hinlänglich sta(d)tistisch bewiesen. Manch ein besonnener Städteplaner könnte meinen, dass es deswegen auch mehr Erholungsgebiete innerhalb der Städte geben müsste. Rückzugsorte, an denen man sich begleitet von den viel zu lauten Paarungsrufen aus dem Auspuff der Auto Poser so richtig entspannen kann. Da dies aber zu nahe liegt, hat man sich anders entschieden – Baustellen müssen her. Und wer steckt hinter diesem teuflischen Plan? Richtig, es liegt ja auf der Hand: der Maschpark.
Während sich die Geschäftsleute die Hände rieben, als immer mehr Menschenmassen in die Städte zogen, bekam es der kleine Mapark mit der Angst zu tun. Er war mächtig stolz auf seine Schönheit und hatte so gar keine Lust, wie Venedig seine Schönheit unter den Besuchermassen zu verlieren. Da er aber keine Lust auf Zäune und Parkwächter hatte, entschied es sich, die Dinge selbst in die Hand zu nehmen. Mit der Erfindung der Playstation gelang ihm ein erster vernichtender Schlag gegen die kleinen Gören, die sein so ruhiges Ambiente mit viel zu glücklichem Jauchzen zerstörten. Der Maschpark wusste nämlich, dass Emotionen und besonders die von der glücklichen Sorte den genügsamen Deutschen eher störten. Dank der Playstation verzichteten die Heranwachsenden immer häufiger auf einen Besuch und es kehrte wieder Stille ein.
Doch leider war dies nicht genug, denn auch die Studierenden kamen zuhauf um die grünen Gräser plattzulegen, die es jeden Tag mühsam wieder aufrichten musste. Aber da es dem Park noch nie an Ideenreichtum gefehlt hatte, kam ihm auch schnell ein Ausweg in den Sinn. Das in die Jahre gekommene Fernsehen musste revolutioniert werden, damit die von Telenovelas gelangweilten Gerade-Nicht-Mehr-Teenager endlich wieder vor dem Bildschirm hängen würden. Diese waren nämlich bekannt für ihren Paarungswillen und auch die Schilder mit dem freundlichen Hinweis “Sucht euch ein Zimmer” vermochten es nicht, die Turteltäubchen aufzuhalten. So entstand die Idee des “Netflix & Chill”. Fortan begnügten sich die jungen Leute damit, sich wieder in der eigenen Wohnung zu treffen. Der Park jauchzte auf: “nein wie herrlich!”
“Oh Schreck“, fuhr er eines Tages auf. “Was machen denn die ganzen Alten hier?” Mit der technologie-Aversität der älteren Zeitgenossen hatte er nicht gerechnet und so strömten immer mehr Menschen zum Ufer, die sich die schönen alten Zeiten zurückwünschten. Er wollte die Alten schütteln und sie ermahnen den Moment zu genießen, doch es hatte keinen Zweck. Weil die ständige Nörgelei schnell anstrengend wurde, mussten auch die Ollen weg. So setzte sich der park mit dem Bürgermeister zusammen und man beschloss, durch unzählige Baustellen die Anreise per Auto zu verhindern. Darüber hinaus sollten willkürlich hoch angesetzte Preise im Nahverkehr auch den letzten Menschen vom Besuch des Parks abhalten. Mit Erfolg.
Dafür, dass der Maschpark ein so unfassbar schöner Ort ist, mal abgesehen von den Auto Posern mit ihren dämlich lauten Motoren, ist er ziemlich leer. Chapeau, Hut ab, lieber Park, das ist dir gut gelungen. So beherbergst du heute täglich eine kleine bunte Tüte aus Menschen, die nicht an den Maschsee gehen um zu sehen und gesehen zu werden. Du bist eine Heimat für alle, die sich trotz der Bequemlichkeiten der modernen Welt und der Hindernisse des Verkehrs von dir angezogen fühlen. Ich bin in dich HANNOvERLIEBT! Und bitte lass dir nichts mehr einfallen, um auch noch mich zu vertreiben.